Einführung in die A. Tomatis-Methode

Professor Alfred A. TomatisDie A. Tomatis-Methode wurde nach ihrem Begründer Professor Alfred A. Tomatis benannt. Professor Tomatis, dessen Vater Sänger war, wurde 1920 in Nizza geboren. Sein Medizinstudium absolvierte er in Paris und spezialisierte sich dann auf Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen.
Alles begann Mitte der 1940er-Jahre. Tomatis behandelte in seiner Praxis Sänger mit Stimmproblemen und leitete gleichzeitig das akustische Labor des Luftfahrtarsenals. Er untersuchte dort Mitarbeiter, deren Gehör durch übermässige Lärmeinwirkung geschädigt war. Bei vielen von ihnen bemerkte er eine starke Veränderung der Stimme. Es fielen ihm Parallelen zwischen der Hörkurve und dem Klangbild der Stimme auf. Also begann er mit einer Reihe von Experimenten, bei denen er Reaktion und Gegenreaktion von Stimme und Gehör untersuchte.

Schema TechnikFür diese Experimentenreihe benötigte Tomatis zwei Apparate: einen Oszillographen, der das Klangbild der Stimme aufzeichnete, und eine damals noch von ihm selbst gebaute Apparatur, die mit Filtern und Verstärkern ausgerüstet war, so dass er das Hörerlebnis der Versuchsperson nach Belieben verändern konnte.

Die Versuchsperson sang unter Kopfhörern in ein Mikrophon, das an Tomatis' Apparatur angeschlossen war. Mit Hilfe von Filtern und Verstärkern konnte Tomatis gewisse Frequenzen aus der Stimme herausschneiden oder hinzufügen. Da diese Vorrichtung zwischen Mikrophon und Kopfhörer geschaltet war, hörte sich die Versuchsperson je nach Art der Manipulation jedes Mal anders. Während des Experimentes zeichnete der Oszillograph das Klangbild der Stimme auf. Tomatis stellte fest, dass jede Veränderung des Hörerlebnisses eine augenblicklich sichtbare und parallel verlaufende Veränderung des Klangbildes der Stimme zur Folge hatte.

Nach Abschluss seiner ersten Versuchsreihe konnte Tomatis das erste seiner 3 Grundgesetze, die an der Académie des Sciences in Paris hinterlegt sind, formulieren:

1. Grundgesetz von Prof. Tomatis:
Die Stimme enthält als Obertöne nur die Frequenzen, die das Ohr hört.

Weitere Untersuchungen folgten. Die Sänger, die mit Stimmproblemen in die Praxis kamen, wurden zuerst einem Hörtest unterzogen. Danach wurde das oben beschriebene Experiment wiederholt, jedoch mit dem Unterschied, dass Tomatis nun eine direkte, «massgeschneiderte» Korrektur vornahm. Zu stark gehörte Frequenzen wurden abgeschwächt, und zu schwach gehörte Frequenzen wurden verstärkt. Tomatis erzielte durchwegs positive Ergebnisse, die zum 2. Gesetz führten.

2. Grundgesetz von Prof. Tomatis:
Gibt man dem Ohr die Möglichkeit, nicht mehr oder nicht richtig wahrgenommene Frequenzen wieder korrekt zu hören, so erscheinen diese augenblicklich und unbewusst in der Stimme wieder.

Der nächste Schritt sollte eine dauerhafte Korrektur des Ohrs sein. Tomatis perfektionierte seine Apparaturen, indem er seine Geräte zu einem Zwei-Kanal-System umrüsten liess.

Diese Vorrichtung kann als Vorläufer des «Elektronischen Ohrs» bezeichnet werden, das heute in allen Tomatis-Zentren verwendet wird. Der erste Kanal wurde auf das Ohr des Sängers abgestimmt und der zweite auf das gewünschte Hörvermögen. Die noch nicht voll klingende Stimme und die Umweltgeräusche hörte der Sänger durch den ersten Kanal. Sobald das Ohr seine Kontrollfunktion beim Anheben der Stimme aufnahm, hörte er sich durch den zweiten Kanal. Der erste Kanal bewirkte eine Entspannung der Gehörmuskeln, während der zweite Kanal die Anspannung der Muskeln zur Folge hatte.

Mit dieser Vorrichtung liessen sich die Gehörmuskeln gezielt trainieren. Die dauerhafte Behebung der stimmlichen bzw. auditiven Probleme und die erfolgreiche Anwendung führten zum 3. Gesetz.

3. Grundgesetz von Prof. Tomatis:
Die über eine bestimmte Zeitdauer wiederholte akustische Stimulation führt zur endgültigen Veränderung des Gehörs und folglich der Phonation.

Sehr bald merkte Tomatis, dass die akustische Stimulation des Ohrs nicht nur die Stimme und die Phonation veränderte, sondern auch Auswirkungen auf den Gesamtzustand des Menschen hatte. Ein kurzer Exkurs über die Entwicklung des Ohrs wird diese Tatsache verdeutlichen.